Ägypten im Kunsthistorischen Museum Wien

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Das Bestattungsritual des heiligen Apisstieres

Papyrus
Spätptolemäische Zeit, spätes 2. bis 1. Jh. V. Chr.

Dieser in zwei Teilen erhaltene Papyrus ist ein Ritualbuch des zu Osiris gewordenen toten Apisstieres. Es enthält präzise Anordnungen an Kultbeamte, die mit der Einbalsamierung des Apis betraut waren. Der Papyrus wurde in ptolemäischer Zeit verfaßt, das beschriebene Ritual dürfte jedoch auf ältere Vorlagen zurückgehen. Der Papyrus ist beidseitig in einem Gemisch aus hieratischer und demotischer Schrift beschrieben. Die Vorderseite ist besser lesbar als die Rückseite, denn sie wurde mit einem feineren Pinsel beschrieben und weist außerdem weniger Fehler und Korrekturen auf.
Der Anfang des Ritualtextes ist verloren. Die Anweisungen bezogen sich wahrscheinlich auf die Waschung des Leichnams und seine Behandlung mit Natron. Danach sollte der Leichnam des Stieres in die Balsamierungsstätte gebracht und auf eine aus Sand errichtete Bank gelegt werden. Mit dieser Passage beginnt der Text rechts oben. Zunächst sollten alle notwendigen Utensilien herbeigeschafft werden, dann begann man mit der Einbalsamierung des Körpers.
Der Text enthält  genaue Angaben, wie die einzelnen Körperteile des Stieres zu behandeln sind; besondere Aufmerksamkeit wurde dabei dem Kopf des Tieres geschenkt. Die fertige Apismumie sollte anschließend in den Sarg gelegt werden und zum Reinigungszelt in der Nähe transportiert werden. Von dort brachte man sie in einer Prozession zum nahegelegenen Heiligen See. Während der tote Apis über den See gefahren wurde, sollten bestimmte Ritualtexte rezitiert werden. Im Anschluß daran fand im Reinigungszelt die Mundöffnungszeremonie statt, durch die der tote Apis symbolisch wiederbelebt wurde. Danach brachte man die Mumie wieder zurück zur Balsamierungsstätte, vor der ein Zelt errichtet worden war. Dieses bildete den Ausgangspunkt für die feierliche Prozession zum Serapeum, wo der Apis schließlich bestattet werden sollte.
Der Schluß der Ritualanweisung ist nicht erhalten geblieben. Wahrscheinlich bezogen sich die Anweisungen auf die vorgeschriebenen Zeremonien, die bei der Prozession und der Grablegung des Apis durchgeführt werden mußten.
 

(Text vollständig abgeschrieben vom Informationsschild im Museum)

 

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