Stele des Sethos I., sogenanntes Nauri-Dekret
 

Etwa 32 km nördlich vom 3. Katarakt, nahe Sesebi, erhebt sich aus der Ebene ein mächtiger Fels.
In diesem Fels haben sich Pharaonen und/oder höhere Würdenträger aus dem Alten Ägypten oder auch aus Nubien mit Gedenksteinen in Form von Stelen in der Felswand verewigt.
So ist auch hier die bekannte Stele von Sethos I. mit dem "Nauri-Dekret" hoch oben in der Felswand zu finden.

Das Nauri-Dekret des Sethos I. enthält Rechts- und Opfervorschriften, die in seinem vierten Regierungsjahr am 1. Peret I.(1287 v. Chr.) zur Unterstützung sowie Sicherung seines Totentempels in Abydos erlassen wurde.


Nach dem ägyptischen Kalender wird das Jahr in drei Jahreszeiten eingeteilt:
Achet: Herbst: Zeit der Nilschwemme
Peret: Winter: Zeit der Saat
Shemu: Sommer: Zeit der Ernte

Das Nauri-Dekret befaßt sich mit der religiösen Neuausrichtung von Sethos I., der sich als Sohn der Isis besonders auf den Osiris-Kult konzentrierte. Amun-Re wird von Sethos I. zwar weiter als sein Vater verehrt, doch hob Sethos I. den Osirismythos als Grundlage des gerechten Königtums hervor.

Seinen Königssitz verlegte er von Theben nach Memphis, um sich so auch offiziell von der Amun-Priesterschaft zu distanzieren. Sethos I. änderte mit Regierungsantritt den bisherigen politischen Kurs, um die wirtschaftliche Macht der Amun-Priesterschaft zu schwächen.
Diese Änderungen umfaßten besonders die Totentempel, die nach den Vorstellungen von Sethos I. zu eigenständigen Wirtschaftszentren ausgebaut werden sollten.
Das Nauri-Dekret nennt neben Osiris auch Ptah und Sokar als jene Götter, die Sethos I. mit der Verordnung würdigte.
Das Dekret beinhaltet hierzu besondere Einkommenszuweisungen an die Totentempel sowie Steuerbefreiungen. In erster Linie regelt diese neue Verordnung die Verwendung der Goldproduktion seines nubischen Tempel in Nauri, dessen Lieferungen als Stiftung für den Totentempel in Abydos vorgesehen war.
Hiermit standen neben dem Tempelpersonal auch die in Nauri ansässigen Goldminenarbeiter unter besonderem Schutz.

Zusätzlich erließ Sethos I. spezielle Vorschriften für den Schiffstransport mit Goldlieferungen aus Nauri.
Besonders schwere Strafen wurden bei Diebstahl von Tempelgütern angedroht.

Hier ein anderer Blickwinkel auf diesen mächtigen Felsen.
Im Vordergrund soll ein Backhaus sein, was heute noch zum Brot backen benutzt werden soll. (??? )


Das Foto wurde aus weiter Entfernung mit Tele-Objektiv gemacht, daher nicht sehr deutlich die Inschriften zu erkennen.
 

Der König Sethos I. steht auf der linken Seite und opfert an Amun-Re, Re-Harachte und Ptah, die Götter von Theben, Heliopolis und Memphis, die als die wichtigsten Gottheiten des Reiches verehrt werden.

Der König trägt die nemes Kappe mit einem Paar horizontale Hörner eines Widders und ist mit Straußenfedern und zwei Uräen geschmückt.
Gekleidet ist er mit einem Lendenschurz. In seiner linken Hand präsentiert er eine Figur der Maat.

Über seinem Kopf sind zwei Kartuschen, "Herr der beiden Länder Men-Maat-Ra,(.........) Leben gegeben durch Re"; vor dem König steht geschrieben "Präsentation der Maat dem Herrn der Maat, Amun -Re, Herr der Throne der beiden Länder, Herr des Himmels" , und hinter ihm steht "Schutz und das Leben für immer wie Re."

Zwischen dem König und Amun-Re befinden sich Pflanzen in der Form von Bäumen und zwischen ihren Stämmen drei Opferaltäre. Auf diesen befinden sich zwei längliche Kuchen oder Braten, zwei Gurken, drei runde Brote. Auf den letzten Pflanze sind zwei brennende Pfannen oder Lampen flankiert. Es wird sich um ein Brandopfer handeln.
Über dem Altar in zwei Linien auf der linken Seite steht "Lebe der gute Gott, der Herr der beiden Länder, Men-Maat-Re, der reicht die Maat zu seinem Vater, Herr der Throne der Beiden Länder. Habe ich gegeben Ewigkeit dir als König der beiden Länder"

Vor Amun-Re ist zu lesen:"... ich habe für dich den Süden und den Norden zusammen unter deine Sandalen platziert...."

Die anderen Götter spielen eine untergeordnete Rolle. Vor der zweiten Gottheit ist der Name "Re-Harachte, großer Gott, Herr des Himmels" zu lesen, und darunter "...ich habe gegeben alles Leben und Kraft, alle Gesundheit, wie Re".
Vor der dritten Gottheit, könnte der Name Ptah stehen.
Bemerkenswert ist, daß der Gott Osiris nicht in der Szene abgebildet ist, obwohl die Inschrift eine Aufzeichnung eines Dekrets ist, in dem der Tempel in Abydos besonders erwähnt und geehrt wird und besonders wertvolle Hinweise zur baulichen Beschaffenheit des Tempels liefert.
Im Tempel preisen die Götter die Terrasse im Tempel, die mit gleißendem Silber belegt ist, die riesigen Türblätter aus libanesischem Koniferenholz sind beschlagen mit Elektrum, die auf der Rückseite mit Kupfer belegt sind. Sie preisen die mächtigen Pylone aus Tura-Kalkstein, mit Laibungen aus Granit, den meeresgleichen, von hohen Bäumen umstandenen lapislazuliblauen See vor dem Tempel, in der Mitte voll von Schilf, Papyrus und Lotus im Überfluß, auf dem sich Wasservögel nieder lassen und die neschet-Barke (Barke des Osiris) den Vater des Bauwerkes (damit ist wahrscheinlich Osiris gemeint) transportieren.
Wie bereits erwähnt befinden sich noch zahlreiche andere Stelen mit Inschriften in den Felsen gehauen. Die meisten sind durch Witterungseinflüsse schlecht oder nicht mehr lesbar.


Auf dem linken Foto kann noch erkannt werden, daß es sich hier um eine Opferstele handelt.

   
   
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  Literatur
Inschriften von mir frei und gekürzt aus englischer hieroglyphischer Übersetzung übersetzt.