Kerma Museum

Einen kleinen Überblick von einigen Ausstellungsobjekten im Museum

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Im Museum sind interessante Rekonstruktionen von Gräbern aus verschiedenen Zeitepochen zu sehen.
An Hand dieser Rekonstruktionen von Gräbern berichte ich in Kurzform von den Bestattungs- und Begräbnisritualen während der Kerma - Epoche.


Rekonstruktion eines Grabes aus mesolithischer Zeit (mittlere Steinzeit).


Rekonstruktion eines Grabes aus neolithischer Zeit (Jungsteinzeit).

Aus dem "Frühen Kerma" (zwischen 2500 und 2450 v. Chr.) sind die ersten Grabstätten bekannt. Die Gräber bestanden aus tiefen Schächten mit kreisrundem  Überbau aus kleinen schwarzen Steinplatten. Diese waren in konzentrischen Kreisen angeordnet. Zum befestigen der Tumulus mit einem Meter Durchmesser wurde feuchter Schlamm verwendet und eine weiße Schotterschicht aus Quarz, um noch mehr Festigung gegen Winderosionen zu erreichen. 
Ein zweiter Grabtypus besteht aus einem Oberbau aus kleinen steinernen Stelen, die etwa 30 - 40 cm in der Höhe aufgerichtet sind. Diese wurden auf dem Füllwerk des Grabes kreisförmig angeordnet (siehe beide Fotos unten).
Die Grabschächte sind sehr eng und oft oval angelegt.
In seitlicher Lage und kauernder Haltung auf einer Lederdecke ruht der Verstorbene, auf welcher er bereits zu Lebzeiten schlief. Vereinzelt wurde er noch mit einer zweiten Tierhaut bedeckt. Einfache Grabbeigaben, wie Keramikgefäße und Schmuck, wurden ihm beigelegt. Von Bogenschützen sind auch ihr Handwerkszeug, Pfeil und Bogen, als Grabausstattung zu finden, ebenso wurden einige von einem Hund ins Jenseits begleitet.
In der Mitte der Kerma-Kultur ändern sich die Bestattungsbräuche. Dem Toten wurden Nahrungsmittel für das Leben im Jenseits mitgegeben und auch vermehrt wertvolle Schmuckgegenstände aus Gold und Silber. Bereits in dieser Epoche sind einige Gräber mit einem Unterstand, bestehend einem leichtem Dach, was auf der Basis von vier verkohlten Pfosten ruht, in Nord-West-Richtung zu finden, die als Grabkapelle bzw. als Gebetsnischen dienten. An der östlichen Seite der Grabgrube, die wahrscheinlich einige Zeit offen blieb,  fanden vermutlich Bestattungszeremonien statt, an denen auch Mahlzeiten eingenommen wurden. Funde von Schalen an dieser Stellen belegen, daß man Getränke und Nahrung mit dem Verstorbenen teilen wollte.

Die Ausstattung und Art der Grabbeigaben veränderten sich im Laufe der Zeit. Während die frühen Gräber nicht mit üppigen Grabbeigaben versehen wurden und die Gräber eher klein waren, sind in den folgenden zwei Jahrhunderte differenzierte Ausstattungen zu finden. Auch die Größe der Gräber veränderte sich. Es bildete sich eine Hierarchie unter der Zugehörigkeit der Rangfolgen der Bevölkerung heraus. So sind auch unter den Grabbeigaben ganze Schafe und Dinge, die für das tägliche Leben notwendig sind, zu finden.

Auf der Südseite der Gräber sind in dieser späteren Zeit auch massenhaft Bukranien mit Blickrichtung nach Westen zu finden. Bukranien sind Rinderschädel mit Hörnern (zu sehen auf den beiden unteren Fotos).
Diese Tierschädel sind wahrscheinlich von den in der Stadt zubereiteten Festessen übrig geblieben.

Im Laufe der Zeit nimmt das Ausmaß der sorgfältig aufgereihten Bukranien erheblich zu. So wurden an einem Grab eines Prinzen, dessen Tumulus 30 bis 40 m in die Tiefe ging und zwölf Meter Durchmesser aufweist, bis zu 4500 Tierschädel gefunden. Es waren alle Tiere der Herde vertreten.
Selbst wenn sich die gemeinsamen Festmahle über Monate erstreckten, ist der Aufwand für eine Person die bestattet wurde, mit enormen Investitionen verbunden. Hierbei wird die Bedeutung dieser Bestattungsriten deutlich.

Diese Rituale sind ebenso durch die Madjoi-Söldner (Berufssoldaten) der beginnenden 18. Dynastie von ihren sogenannten Pan-Graves (Pfannengräber-Kultur benannt nach der Form ihrer flachen, runden Gräber) bekannt. Hiermit kann angenommen werden, daß die aus dem 1. Dynastie Friedhof von Sakkara bekannte Sitte, die Mastabas mit Rinderschädel zu umgeben, auf die aus dem Süden eingewanderte Herrenschicht (Nagada II) zurückzuführen ist.

Es handelt sich dabei wohl um Apotropaika (Unheil abwehrend), wie man zu Beginn der Geschichte auch auf Heiligtümer durch ein auf die heilige Hütte angelegtes Bukranion schützte. Aus diesem Grunde legte man z. B. auch Widderschädel vor die Haustür.

Die Art der Bestattungen blieb viele Jahrhunderte unverändert, die kauernde Haltung des Verstorbenen auf der rechten Seite, seine Arme angewinkelt und der Kopf nach Osten gerichtet, welcher auch auf einem Pflanzenpolster ruhen kann. Die Ausstattung der Gräber selbst verändert sich im Laufe der Zeit. Die Verstorbenen liegen nicht mehr auf Lederdecken, sondern auf Betten aus Hartholz, oft sind die Füße der Betten in Form von Tierpfoten geschnitzt und mit Bronze- und Einlegearbeiten geschmückt. Auch die Grabbeigaben werden üppiger in Bezug auf Lebensmittel, Schmuck und kleine Einrichtungsgegenstände.

Menschenopfer, die bereits aus der Zeit von Mittel-Kerma belegt sind, treten wieder häufiger auf. Nach dem Alter und Geschlecht der Toten schließt man, das bestimmte Mitglieder der Familie, Frauen, manchmal auch Kinder, ebenso auch Haustiere wie Hunde lebendig den Verstorbenen ins Jenseits folgen mußten. Der Tod wurde in dieser Kultur mit dem Schlaf verglichen.

Die letzten Gräber in der Nekropole von Kerma erreichten große Ausmaße. Einige Tumuli erreichten einen Durchmesser von fast 100 Meter. Auch veränderten sich die Schächte in rechteckige Formen und die Beigaben wurden kostbarer. So nahmen die Grabplünderungen in erheblichen Maße zu. Die Könige demonstrierten ihre Macht, in dem eine große Anzahl von Untergebenen ihn ins Jenseits begleiten mußte.
Es gibt Belege, daß sogar ein ganzer Hofstaat folgen mußte. So wurde ein großes Grab mit 322 Menschenopfern gefunden, die mit dem Verstorbenen begraben wurden.
Nach eingehenden Untersuchungen ist man sich sicher, daß diese Menschen lebendig begraben wurden und erstickten. Ob diese Menschen freiwillig ins Jenseits folgten oder ihnen möglicherweise Drogen verabreicht wurde, ist unbekannt.

Eine Rekonstruktion einer Wohnstätte von einer Siedlung in El-Barga aus der Mittelsteinzeit gibt einen kleinen Einblick in das Leben damaliger Zeit.

Im Museum ist auch ein Modell von landwirtschaftlichen Geräten zu sehen, die in früheren Zeiten zur Bodenbearbeitung und für die Ernte benutzt wurden.

Interessant fand ich, diese Geräte im Original vor dem Hof unserer Unterkunft, in einem privaten Gästehaus sehen zu können. Diese zeige ich auf den folgenden Fotos. Ob diese noch teilweise verwendet werden, ist mir nicht bekannt.

   
     
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