Thebanische Privatgräber

 

 

Zwischen dem Tal der Königinnen und dem Tal der Könige befinden sich die Privatgräber der ehemaligen Beamten, Priestern, Adeligen  und hohen Würdenträger.
Die größeren reichlich dekorierten Gräber auf und um einen Berghügel mit dem Namen Scheich Abd el Qurna werden allgemein auch Gräber der Noblen genannt.

Über 450 Gräber und Grabkapellen hat man bisher entdeckt. Die meisten der Gräber wurden geplündert oder sind durch Naturgewalten verfallen.
Diese Gräber stammen aus verschiedenen Epochen:
Altes Reich, Mittleres Reich, Zweite Zwischenzeit, 18. bis 22. Dynastie und 25. bis 26. Dynastie.

Hinzu kommen Gräber aus früheren Epochen und Gräber der ärmeren Bevölkerung (Arbeiter, Handwerker usw.). Die Verstorbenen der ärmeren Bevölkerung wurden überwiegend in enge Gruben bestattet. Aus Sand und Geröll wird ein kleiner Hügel aufgeschüttet oder ein kleines Grabmal aus Ziegeln aufgemauert.
Meist aus Massenproduktion stammend, vollendet  ein einfacher Grabstein die Ausstattung.
Solche Gräber nicht in Qurna, Deir el-Medine und im Tal der Königinnen (QV) nachweisbar.
 

Alle thebanischen Gräber sind Felsengräber die in oder an die Felswände des Westgebirges angelegt sind.
In der Grundform sind sie (mit Ausnahme in Deir el-Medine) gleich.
Sie bestehen meist aus Vorhof, Querhalle, Längshalle, Kapelle (Kultraum) und einem Sargraum, der sich "unterirdisch" befindet.

Errichtet wurden sie in einer auf dem Kopf stehenden typische T-Form mit einem Vorhof. Dazu wird der Felshang zu einem viereckigen hof angeschnitten, dessen Wände durch Ziegel- oder Bruchsteinmauerwerk verkleidet und ergänzt. Vorne wird eine Umfassungsmauer angelegt, in der Eingang zur Gesamtanlage immer im Osten zu befinden hat.
Wie der Eingang zur Grabanlage aussah ist nicht bekannt, es wurde bisher noch kein intakter Eingang gefunden.

In der Felswand an der Westseite des Vorhofes liegt der eigentliche Grabeingang. Symbolisch wird so der Verstorbene vom Osten in den "schönen Westen" geführt.
Der Eingang kann von Stelen flankiert sein, die den Verstorbenen vor einem Speisetisch oder auch als Betenden zeigt. Ansonsten ist der Vorhof schmucklos.

Betritt man das in den Fels gehauene Grab, kommt als erstes die Querhalle, die oft mit einem Empfangsraum eines Wohnhauses verglichen werden kann.
Einige Gräber haben eine säulengestützte Querhalle an deren Ende sich Statuen mit einer Nische befinden.
An die Querhalle schließt sich meist mittig die Längshalle an.
In der Längshalle sind meist religiöse Motive zu finden, wogegen in der Querhalle überwiegend das weltliche Leben dargestellt wird und vom Leben in damaliger Zeit berichtet, vom Ackerbau, von der Jagd und geselligen Zusammensein. 
Es schließt sich die Kapelle (der  Kultraum) an. Hier befinden sich meist Statuen des Verstorbenen, oft von seinen nächsten Angehörigen begleitet. Dieser Raum kann auch durch eine Statuennische ersetzt werden.

Von der nördlichen Seite des Vorhofes führte eine schräge Rampe oder ein Schacht zur Sargkammer. In einzelnen Gräbern führt von der Längshalle ein Schacht zur Sargkammer. Diese wurde nach der Bestattung fest verschlossen. Nur die Seelen des Verstorbenen , Ba und Ka, hatten Zutritt zu der Mumie.

Die oberen Räume dienten als Begegnungsstätte zwischen dem Verstorbenen und den Lebenden und waren somit weiterhin zugänglich. 

Die Privatgräber unterscheiden sich von den Pharaonengräbern im Wesentlichen in der Art der Ausschmückungen, die zum größten Teil vom alltäglichen Leben handeln und so ein lebendiges Bild der antiken ägyptischen Gesellschaft und das tägliche Leben wohlhabender Ägypter vermitteln.

Für den Gesamteindruck der Gräber befand sich eine kleine Ziegelpyramide über dem Grab hinter dem Vorhof. Mehrere Abbildungen lassen ihr Aussehen erahnen, archäologisch wurden nur wenige Reste gefunden.

Im Gegensatz zu den Pharaonengräbern, welche in den Felsen verborgen lagen, wurden die Privatgräber auffällig gegenüber oder in der näheren Umgebung der Totentempel der Pharaonen angelegt.

Das Gesamtareal der thebanischen Gräber gliedert sich in verschiedene Nekropolen:
Dra Abu el-Naga, el-Chocha, al-Asasif, Deir el-Bahari, Scheich Abd el-Qurna, Qurnet Murrai und Deir el-Medine.

Die Nummerierung dieser Gräber beginnt mit TT(englische Bezeichnung Theban Tomb). Etwa um die 50 Gräber kommen noch dazu, die in älteren Publikationen beschrieben wurden, die genaue Lage aber nicht mehr bekannt ist. Diese Gräber sind nach ihren jeweiligen Nekropolen nummeriert (A für Dra Abu el-Naga,
B für el-Chocha, C für Scheich Abd el-Qurna und D für Qurnet Murrai). Einige hundert kleinere oder undekorierte Gräber tragen keine TT-Nummer. Sie folgen oftmals eigenen Nummerierungen einzelner Ausgräber.

 

Literatur:

Bonnet, Hans; Lexikon der Ägyptischen Religionsgeschichte Berlin 2000.

Brunner-Traut, Emma; Ägypten. Kunst und Reiseführer. Köln / Mainz 1986.

Budka, Julia;  Das Asasif; Artikel in der Zeitschrift Kemet 2/2006.

Hodel-Hönes, Sigrid; Leben und Tod im Alten Ägypten. Darmstadt 1991.

Kampp, F.; Die Thebanische Nekropole. Zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie, Mainz 1996. Teil 1 und Teil 2.

Porter Bertha, Moss Rosalind; Topographical bibliography of Ancient Egypt hieroglyphic texts, reliefs and paintings. The Theban Necropolis. Part one:
Private tombs, Griffith Institute 1994.

Weeks, Kent R.; Luxor. Illustrierter Führer durch Grabstätten, Tempel u. Gräber. Vercelli 2005.

VANDIER D'ABBADIE Jacques : "Deux tombes ramessides à Gournet-Mourraï", MIFAO 87,1954 (jvda)

Hodel-Hoenes, Sigrid; Leben und od im Alten Ägypten. Darmstadt 1991.
 

Onlineliteratur Stand Januar 2019:

https://www.osirisnet.net/e_centrale.htm

https://www.uni-heidelberg.de/uni/presse/rc8/2.html

 

 

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