Theben West - Dra' Abu el-Naga - das Grab von Schuroy TT 13

 

Die Privatgräber ebenso wie die Gräber der Könige und ihrem Familien des Neuen Reiches liegen am Rand des thebanischen Westgebirges.
Die Grabinhaber der Privatgräber waren meist Verwaltungsbeamte, höhere Beamte des Militärs, Priester, Tempelbedienstete in höheren Positionen und andere höhere Würdenträger.

Die ca. 500 bis 600 entdeckten Privatgräber bilden von Norden nach Süden die Nekropolenabschnitte et-Tarif, Dra' Abu el-Naga, Asasif, Chocha, Scheich Abd-el-Gurna, Gurnet Murai und Deir el-Medine.

Dra' Abu el-Naga ist der moderne Name des nördlichen Bereiches der ausgestreckten Nekropole der altägyptischen Hauptstadt Theben (alter Name war Waset).
Der Name bezieht sich sowohl auf das heutige Dorf als auch auf das angrenzende nördliche Areal, welches von moderner Besiedelung überwiegend verschont blieb.

Theben/Waset war zeitweilig Reichshauptstadt und Regierungssitz. So war in der Zeit des frühen Mittleren Reiches, Ende der Zweiten Zwischenzeit und zu Beginn des Neuen Reiches Dra' Abu el-Naga Residenzfriedhof.

Seine besondere Bedeutung als heiliger Bestattungsplatz beruht jedoch auch auf seiner Lage direkt gegenüber dem Tempel von Karnak, welcher seit dem Mittleren Reich als Hauptkultzentrum des Amun diente und sich im frühen Neuen Reich zu einem der wichtigsten Heiligtümer des Landes entwickelte.
Die Bedeutung als heiliger Bestattungsplatz, welche durch die Präsenz der Königsgräber gewachsen ist, beruht jedoch auch auf seiner Lage direkt gegenüber dem Tempel von Karnak.
Dieser ist seit dem Mittleren Reich als Hauptkultzentrum des Amun bekannt und entwickelte sich im frühen Neuen Reich zu einem der wichtigsten Heiligtümer des Landes.

Gewaltige Schuttberge von z. B. Berggeröll durch diverse Erdbeben und sonstige Naturgewalten bedecken noch heute geschichtliche Zeugnisse aus über 2000 Jahren.

Seit 1991 wird das Gelände durch das Deutsche Archäologische Institut unter Leitung von Daniel Polz, seit 1994 in Zusammenarbeit mit der University of California, untersucht.
Für Besucher wurden 1999 erstmals zwei Gräber zugänglich gemacht, die des Schuroy TT 13, und Roy TT 255 .
Seit 2010 kann auch das Grab des Amenemopet TT 148 besichtigt werden.

Überwiegend besaß ein Privatgrab einen begehbaren Teil, der dem Totenkult diente, und einen unterirdischen Teil für Sarg mit Mumie und Grabausstattung. Der unterirdische Teil wurde verschlossen und somit nicht zugänglich.
Ein Hof oder zumindest eine ins Felsmassiv getriebene Kammer war für den Kultbereich vorgesehen.

Häufig ist die T-Form mit Quer- und Längsraum belegt mit einer Nische für die Statue des Verstorben und oft einer kleinen Pyramide am Eingang.

Die Größe der Grabanlage läßt meist einen Rückschluß auf den sozialen Status und Rang des Grabherrn zu.


Grundriß Grab von Schuroy TT 13

Der Eingangsbereich des Grabes TT 13 ist vollständig verschüttet.
Durch einen Durchbruch auf der rechten Seite der Querhalle ist das Grab heute zugänglich.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Originaleingangs befindet sich der vermauerte Zugang zur Grabkammer.
Der Grundriß der Grabanlage ist nicht ohne weiteres einem herkömmlichen Grabtyp zuzuordnen, weil die erste Kammer nicht eindeutig zu definieren ist.
In der Literatur wird es allerdings überwiegend den Gräbern mit T-Form zugeordnet.

Grabinhaber des kleines Grabes TT 13 sind Schuroy und seine
Frau Wer-nefer.
Das Grab besteht aus zwei kleinen Kammern.

Schuroy war Vorsteher der (Kupfer)-Plattenträger (oberster Kohlenfeuerträger) im Amuntempel zu Karnak, wahrscheinlich am Ende der 19. Dynastie.

Die Grabdekoration weist den traditionellen Stil der Ramessidenzeit auf. Die weichen pastellartigen Farben sind auf einem hellgrauen oder weißen Untergrund aufgetragen, besondern gerne wurde hellblau bzw. ockerfarbige Bemalung verwendet.

Es scheint, daß die Szenen rasch gemalt wurden, oft sind nur Konturen in roter Tinte zu sehen, im Inneren fehlen in der Ausführung ebenso oft Details.

 

Auf dem Architrav über dem Eingang ist noch bruchstückhaft der Grabherr zu erkennen, der an einem Gott Opfergaben darbringt.

Auf der linken Türlaibung sind Vorzeichnungen in roter Tinte zu sehen. Sie zeigen eine Frau, die ein ein Hathor-Sistrum in der Hand hält. Das rasselnde Geräusch das dieses Sistrum erzeugt sollte das Rascheln von Papyri imitieren und damit die große Göttin Hathor auf dieses Grab aufmerksam machen.

Auf der rechten Seite der Türlaibung ist Schuroy mit seiner Frau Wer-nefer in einem Anbetungsgestus zu sehen.

 

Die Decke der ersten Kammer ist noch recht gut erhalten. Rote, weiße, schwarze und blaue Wellenlinien wechseln sich ab. Zum Eingang befinden sich verschiedene geometrische Muster, die mit roten Sternmotiven in weißen Quadraten oder in gelben Quadraten gefüllt sind.

Die Decke der zweiten Kammer ist nur teilweise erhalten. Schachbrettartig wechseln sich weiße und gelbe Quadrate ab.

Die Wanddekoration der ersten Kammer stellt den Beginn der Reise des Verstorben in die Unterwelt dar.

 

 

Erste Kammer

Südwand
 

 

Die Südwand der ersten Kammer zeigt im oberen Register verschiedene Szenen aus dem Pfortenbuch.
Zu sehen ist, daß diese Wand nicht fertig wurde und die Schicht welche die Wand glätten sollte noch nicht angebracht wurde. Der Künstler hat deshalb die begonnenen Szenen mit ockerfarbigen Umrissen die Dekoration vollendet.

Zu sehen ist wie das Ehepaar die Unterwelt betritt und verschiedenen Pforten zur Unterwelt durchschreitet.
Auf der Umrißzeichnung ist zu erkennen, daß die Frau eine nach vorne geöffnete Lotusblume auf dem Kopf trägt. Die ist das Symbol für Wiedergeburt.
Frau und Mann stehen mit erhobenen Händen, den sogenannten Anbetungsgestus, und erbitten hiermit den Eintritt in die Unterwelt.

Das Tor zum Eintritt in die Unterwelt wird durch ein tierköpfiger Schutzgeist repräsentiert
(wahrscheinlich "Doe"?), der in seinen Händen ein Messer und ein Zepter der Macht hält.
Über ihm befinden sich zwei Udjat-Augen, die durch "Nefer" Zeichen getrennt sind. Gekrönt wird die Tür durch ein Fries von erhabenen, göttlichen Kobras.

Nachdem sie durch dieser Tür schreiten durften, nähern sie sich im gleichen Anbetungsgestus der nächsten Tür.

Nachdem Durchschreiten der nächsten Tür empfängt sie ein ähnlicher Schutzgeist wie der vorherige.
Auch dieser Schutzgeist wird durch zwei Udjat-Augen, die durch "Nefer" Zeichen getrennt sind, gekrönt.

Unten links ist diese Szene ganz zu sehen.

Schuroy durchschreitet mit seiner Frau Wer-nefer die nächste Tür und stehen im Anbetungsgestus vor einen reichlich beladenen Opfertisch der mit Fleisch, Brot, Trauben  und verschiedene Gemüse beladen ist. Darunter stehen rote Vasen mit schwarzen Deckel.
Dahinter sitzt auf einen Thron in einem Kiosk der Gott Re-Harachte. Er hält ein Anch-Zeichen und ein Was-Zepter in den Händen und schaut zu einer Darstellung von der stehenden Göttin Maat.

Das untere Register, was nicht vollendet wurde, ist heute weitgehend zerstört.

Hier steht das Ehepaar anbetend ( heute nicht mehr erkennbar) vor einem König und einer Königin. Die Namenskartusche ist leer. Es wird angenommen, die Königin ist Ahmes Nefertari, einige Details wie die Frisur, Überreste eines Schutzgeiers, sprechen dafür.
Hinter ihr ist das Symbol des Westens erkennbar.

Auf der Wandseite zum Durchgang zur 2. Kammer befinden sich symmetrisch angebracht Abbildungen von Djet-Säulen.
Die Djet-Säulen wurden mit einer roten Jacke, verziert mit weißen und blauen Rosetten und mit einem großen weißen Lendenschurz angekleidet. Um die Hüften befindet sich ein roter Schal, dessen Bänder nach vorne lang herunter fallen.
Die Hände tragen Symbole des Osiris, wie Krummstab (religiöses Herrschaftssymbol) und Schlegel (Symbol der Macht, Wiedergeburt und Regeneration.
Auf der rechten Seite befinden sich auf dem Kopf des Gottes, der durch die Djet-Säulen dargestellt wird, zwei Udjat-Augen.
Unter den beiden Djeds sind die Darstellungen unterschiedlich.
Die hieroglyphischen Spalten enthalten unter anderem ein Bittgebet an Osiris die Anbetungsopfer zu segnen. Ebenso befindet ich dort ein großes Symbol des Westens mit ovalem und rundem Brot.  

Nordwand der ersten Kammer

Die Nordwand wird in zwei Register unterteilt. Die Wände enthalten keine Inschriften, die vorgesehenen Spalten sind leer.
Während das obere Register zum großen Teil noch einigermaßen gut erhalten ist, ist das untere ziemlich zerstört und es ist nur bruchstückweise etwas zu sehen.

Nordwand oberes Register.

Beschreibung dieses Registers von rechts nach links.

Bruchstückhaft erkennt man auf rechts den Verstorbenen vor einer Tür stehen. Er hält in der hand einen Stamm Papyrus mit einer offenen Blume.
In der Tür steht ein Schutzgeist mit einen Zepter in der linken Hand.
Nachdem er mit seiner Frau, die nur ansatzweise zu erkennen ist, die Tür durchschreiten dürfen, schreiten sie zur nächsten Tür. Vor dieser ist Schuroy zu sehen mit erhobener Hand im Anbetungsgestus, in der rechten Hand präsentiert er ein erhöhtes Kohlebecken über einen Opfertisch.

 

Die zweite Tür ist in zwei Register unterteilt.
Im oberen sind zwei Götter zu sehen. Das Gesicht vom rechten Gott ist ziemlich zerstört. Er trägt eine Sonnenscheibe mit Uräus auf dem Haupt. So wird es vermutlich Re sein, der dargestellt ist.
Hinter ihm befindet sich der Gott Thot mit dem Kopf eines Ibis mit seinem Mond Emblemen (Vollmond) auf dem Haupt.
 

Das untere Register zeigt zwei sitzende Göttinnen, die nicht eindeutig zu identifizieren sind.

 

Schuoy schreitet mit seiner Frau weiter zur nächsten Tür.
Sie stehen voreinen Opfertisch, der gefüllt ist mit Brot und Gemüse.

In der Hand hält er wieder ein Kohlebecken (Brennschale).
Er reicht somit dem Gott Osiris, der in einem großen Schrein sitzt ein Brandopfer dar.
Die Opfergaben sind mit wohl duftenden Harz getränkt, dessen Rauch auf den Schrein gerichtet ist, damit der Gott die angenehmen Düfte einatmen kann.
Unter dem Opfertisch steht auf einem kleinen Altar eine hohe Vase.

In dem Schrein sitzt der große Gott der Unterwelt Osiris, er hält mit Krummstab und Schlegel in den Händen.
Vor ihm befinden sich kleine Figuren auf einer offenen Lotusblüte.
Es handelt sich um die vier Horussöhne, Hapi, Amset, Duamutef, Kebehsenuef.


 


Nordwand unteres Register.

Das untere Register ist weitgehend zerstört.
Es ist mit roten Linien einem dicken gelben Band vom oberen Register getrennt.

Linkes Bild:

Im mittleren Teil des unteren Registers sind die Köpfe von Schuroy und seiner Frau zu erkennen.

Rechtes Bild:

Unter dem Schrein ist der Opfertisch zu erkennen, von dem der wohl duftende Rauch vom Brandopfer an dem Gott Re oder von Re-Harachte angeboten wird.

 

 
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