Nachdem ich die Felsenstelen in der Nordwand betrachtet habe, betrete ich nun das eigentliche westlich gelegene Heiligtum, welches bogenförmig in die Felswand gelegen ist. Zwischen den Stelen und den Eingang des grottenähnlichem Raumes befindet sich in den Fels gehauen diese kleine Nische.
Auch hier sind noch Farbreste von einem oberen Friesabschluß zu erkennen. Ebenso an der rechten Seitenwand eine osirisförmige Gestalt und an der linken Seitenwand eine Göttin mit Sonnenscheibe und Kuhgehörn auf dem Haupt. Inschriften sind nicht mehr lesbar.
Diese Nische war vielleicht ein Statuenraum oder eine Opferstätte.

Dort habe ich mich auf einen Stein gesetzt und umgeschaut. Rundum in der Wand befinden bzw. befanden sich viele kleine und größere Stelen die der Verehrung der Göttin Meret-seger gewidmet waren. Die meisten von den am Besten erhaltenen Stelen befinden sich inzwischen in verschiedene Museen.

Es war wunderschön dort auszuruhen. Ich genoß die Stille der Berge, kein Tourist war zu sehen oder etwas zu hören. Ein Ort der Andacht. Hier wurde mir der Beiname der Göttin "Die, die die Ruhe liebt" richtig zum Bewußtsein.
Nun schaute ich mich auch hier weiter um.

Hier befindet sich der Eingang zu einem grottenähnlichen Raum.
Links davon die Öffnungen wurden wahrscheinlich von koptischen Einsiedlern hineingehauen,  um etwas Licht in der dunklen Grotte zu haben.

Rechts von diesem Raum befindet sich eine in den Fels gehauene undekorierte Nische.

Ich betrat einen rechteckigen Raum mit flacher Decke und in den Wänden nischenförmige Vertiefungen, in denen sich Votivstelen befunden haben sollen.
Die Wände waren mit Nilschlamm geglättet, darauf befanden sich Malereien. Schwache Reste sind noch zu erkennen, von den Darstellungen erkennt man allerdings fast nichts mehr, starke Feuerschaden sind wohl für die Zerstörung verantwortlich.

An der Rückwand befindet sich eine erhöhte Kammer. Hier  wird wahrscheinlich das Allerheiligste gewesen sein. Vom dem ehemaligen Wandschmuck ist noch wesentlich mehr zu erkennen. Aber zu wenig, um die Szenen deuten zu können.

 

Auf der linken Seite befindet sich ein Grabschacht, der zu einer unterirdischen Grabanlage führt. Diese Grabanlage ist heute verschüttet, man kann nur noch in einen dunklen kurzen Grabschacht blicken. Nach den Knochenfunden, wird vermutet, daß es sich in koptischer Zeit um eine sekundäre Bestattungsanlage gehandelt haben könnte.

 
Quelle: Rudolf Jaggi; Kemet Zeitschrift 2/2005,  S. 67-69. 
 
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