Pyramiden des Amenemhet' III.
 
Foto: Andreas Bordt
Pyramide in Dahschur (Westseite)
Amenemhet III. baute zwei Pyramiden. Seine erste Pyramide befindet sich bei Dahschur.
Die Außenverkleidung bestand aus Tura-Kalkstein und ist heute verloren.
Witterungs- und Umwelteinflüsse geben ihr heute ein merkwürdiges Aussehen, sie wird deshalb heute auch "Die Schwarze Pyramide" genannt. Der Pyramidenkern besteht ganz aus Lehmziegeln ohne Stützmauern.
Die Pyramide hatte ein Basismaß von 105 m und hätte bei einem Neigungswinkel von 57° 15´ 50" zirka 75 Meter Höhe erreicht.
Sie wäre so die höchste ägyptische Pyramide, die nach der Zeit des Alten Reiches erbaut wurde und die sechsthöchste der bekannten ägyptischen Pyramiden.
In den Jahren 1894/95 wurde der Pyramidenkomplex von Jaques de Morgan untersucht. Im Schutt wurde im Jahr 1900 das Pyramidion, ein pyramidenförmiger Stein aus Granit (1 40 m x 1 85 m), gefunden.
Der gute Zustand der Pyramidenspitze läßt vermuten, daß diese wohl nie aufgesetzt wurde.
Weitere Grabungen erfolgten 1976 bis 1983 durch Dieter Arnold und Rainer Astadelmann in diesem Bezirk.

Die Pyramide hat zwei Eingänge an den Südenden der Ostseite und der Westseite. Diese führen zu mehreren Kammern, Gängen und Treppen sowie zu einigen Grabkammern. Die Grabkammer des Königs wurde wahrscheinlich nie benutzt.
Auch wenn dieses Bauwerk wohl nie für ein königliches Begräbnis genutzt wurde, so diente es als Bestattungsstätte für zwei der königlichen Gemahlinnen.
Ihre Grabkammern, Kanopennischen und Ka-Kapellen wurden komplett in das Bauwerk integriert. Die westliche Königinnenkammern war für die Königin Aat vorgesehen, der Name der anderen Königin ist nicht bekannt. Mumienreste der Königinnen lassen ein Sterbealter von 35 bzw. 25 Jahren vermuten. Sechs Bestattungen fand man insgesamt in der Pyramide, zwei davon aus der Zeit des Amenemhet IV., der nach Ansicht von Dieter Arnold die Pyramide wieder öffnen ließ.

Bereits kurz vor Fertigstellung der Pyramide zeigten sich schon bald gravierende Baumängel, wie Risse in Decken und Böden.
Die Ursache war wahrscheinlich der instabile Bodengrund, wie zu viele Räume und Korridore sowie eine mangelhafte Deckenkonstruktion, die das Bauwerk unter dem Pflaster des Hofes absacken ließ.
Es wurden in 6 unvollendeten Räumen und Gängen Stützdecken und Balken aus Zedernholz eingezogen und in den bereits vorhandenen Kammern zweier Königinnen wurde versucht durch Mauern aus Lehmziegeln den Druck aufzufangen und die Mauerrisse zu kaschieren.

Diese Grabkammern wurden beraubt aufgefunden. Die noch gefundenen Reste der Grabausstattung zeugen vom einstigen prächtigem Reichtum dieser Bestattungen. Sie befinden sich am Ende eines weit und eigenartig verzweigten Gangsystems mit einem kleinen Anubis -Heiligtum und einem Sarkophag aus rotem Granit.

Der Pyramidenbezirk war in Ost-West-Richtung ausgerichtet. Zur Anlage des Bezirks gehörte ein Totentempel mit Aufweg und ein vorgelagerter Taltempel.
Der Taltempel bestand aus zwei Höfe mit aufsteigenden Terrassen. Der Totentempel ist heute völlig zerstört.
10 Schachtgräber aus der 13. Dynastie befinden sich nördlich der Umfassungsmauer.

Wegen der erwähnten Baumängel ließ sich Amenemhet III. in Hawara eine zweite Pyramide bauen.
Er begann mit dem Bau seiner zweiten Pyramide in seinem 15. Regierungsjahr.
Diese trug wohl den Namen "Amenemhet anch" (Amenemhet lebt). Er errichtete sie am Eingang des Faiyum, in der Nähe der Pyramide von Sesostris II..


Die Pyramide besaß eine Seitenlänge von ca. 105 m, bei einer Neigung von 48° 45´ eine Höhe von 58 Metern. Auch diese Pyramide bestand ganz aus Lehmziegeln mit einer Kalksteinverkleidung, die schon seit der Antike nicht mehr vorhanden ist.
Der Böschungswinkel wurde allerdings flacher gehalten.
Die Pyramide befindet sich im nördlichen Teil, in einem rechteckigen nord-südlich angelegtem Pyramidenbezirk mit einer Länge von 385 m und einer Breite von 158 m.
 
Der Eingang zum Bezirk befand sich am Ende des Aufwegs an der süd-östlichen Ecke des Hofes.
Ein Totentempel befand sich zwischen dem Eingang und der Pyramide.

Karl Richard Lepsius erforschte 1843 als erster die Pyramide. Er identifizierte den Totentempel als ein Labyrinth und ordnete ihn dem Komplex des Amenemhet III. zu. Eine Grabkammer fand er nicht.

Der englische Archäologe Flinders Petrie erforschte die Pyramide in den Jahren 1888/89.

Petrie entdeckte den königlichen Quarzitsarkophag in Form einer Wanne von 7 x 2,5 x 1,83 m. Dieser war aus einem einzigen Block gehauen mit einem Gewicht von ca. 110 t. Vor Fertigstellung der Grabkammer wurden der Sarkophag, zwei Kanopentruhen sowie ein kleinerer Sarkophag eingebracht.
Petrie berichtet von Knochenfunden in den Särgen, obwohl die Grabkammer schon zu seiner Zeit unter Wasser stand.

Eine Opferplatte aus Alabaster befand sich in der Vorkammer. Sie enthielt Hinweise auf eine Prinzessin Neferu-Ptah, die wohl die Besitzerin des zweiten Sarkophages ist.
Mittels einer Sand- Ablaß -Vorrichtung, mit der die mächtige Quarzitplatte auf die Kammer abgesenkt wurde konnte die Grabkammer nur einmal verschlossen werden.


Pyramide in Hawara
Pyramiden-Fotos: Andreas Bordt
Der Eingang zur Pyramide befindet sich westlich versetzt auf der Südseite, inzwischen ist er ziemlich verschüttet. Eine Treppe führt ca. 40 m in die Tiefe, mündet in in eine kleine Kammer, von der ein kurzer Gang abgeht, der als Sackgasse endet.
Dort befindet sich versteckt ein weiterer Eingang zu einer Passage, die von einer 20 t schweren Granitsperre blockiert werden sollte. Dahinter befindet sich eine weitere Kammer, von der zwei Gänge abzweigen.
Der erste Gang führt direkt Richtung Norden. Dieser Gang konnte nicht weiter erforscht werden, weil er inzwischen am Ende mit Schlamm und Wasser gefüllt ist.
Der zweite Gang führt in Richtung Zentrum der Pyramide nach Osten und endet in einer weiteren Kammer. Hier befindet sich versteckt in der Decke ein weiterer Fallstein. Hinter diesem biegt der Gang wieder nach Norden ab.
Die gleiche Konstruktion erfolgt noch einmal in der Nordost-Ecke, wo der Gang durch die Sperre verschlossen wurde.
Nach dieser Sperre gelangt man zur Vorkammer, von dort führt eine Vertiefung in der Südwand zur eigentlichen Grabkammer.

1956 entdeckte man im Südwesten der Pyramide das Grab der Prinzessin Neferu-Ptah. Dort befanden sich neben dem Granitsarkophag kostbare Grabbeigaben. Durch diesen Fund ist es allerdings fraglich, ob die Grablage innerhalb der Sargkammer der Pyramide der Prinzessin Neferu-Ptah zugeordnet werden kann.

Der Totentempel diente seit der Römerzeit als Steinbruch, so sind heute nur noch die Fundamente erhalten.
Herodot berichtet von überdeckten Höfen, der Ägyptologe Plinius erkannte noch tiefer liegende Räume.
Petrie entdeckte bei seinen Ausgrabungen an der Südseite der Pyramide Reste zweier aus Granit errichteter Kapellen, von denen jede zwei Skulpturen des Königs enthielten.
 
(1) Ähnlich wie bereits bei der Pyramide von Sesostris III. in Dahschur besaß die Pyramidenanlage einen großen Kulttempel. Säulenhallen wechselten sich im Wechsel mit Höfen ab. Alle Wände waren reichlich mit Reliefs geschmückt und einer großen Anzahl von Statuen versehen. Davon waren diverse Statuentypen in ihrer Ausführung einmalig und sind nur aus dieser Zeit belegt. So zum Beispiel, zeigen sie den König als "Fischopferer" oder als Mähnensphinx.

Zahlreiche Fragmente von Statuen zeugen von einer ehemals prächtigen Ausstattung.

Spätere Besucher wie Herodot, Strabon, Plinius und andere antike Schriftsteller berichteten begeistert über das sogenannte Labyrinth, wie es später genannt wurde.

Von der damaligen Pracht ist heute fast nichts mehr zu erkennen.
Es war das letzte große Bauwerk dieser Art.

(2)
(Fischopferer) Doppelstatue Amenemhet III. aus Tanis.

Ägyptisches Museum Kairo

(Mähnensphinx) Amenemhet III.
Herkunft unbekannt
Ägyptisches Museum München
Amenemhet III. wurde in späterer Zeit, besonders in der griechisch-römischen Zeit, in Hawara als Gott verehrt.
   
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(1) + (2) Fotos aus Kemet Zeitschrift Jahrgang 9, Heft 3; Juli 2000