Neferirkare
 


Bild: Lehner, Mark; Geheimnis der Pyramiden.

Die wichtigsten Beamten während der Regierungszeit des Neferirkare sind durch ihre Gräber und biographische Angaben belegt und geben Auskunft von der Macht des Königs im Alten Reich.
So erfährt man z. B. von Ptahschepses, dem Hohepriester des Ptah von Memphis und sein späterer Schwiegersohn, daß er dem König die Füße küssen darf; von dem Höfling Re
wer, der während einer Zeremonie von einem Stab des Königs berührt wird und nur deshalb daran nicht stirbt , weil der König ihm sofort »Heil« zuruft. Als Wesir ist ein Waschptah belegt, der verantwortlich für die Bauarbeiten am Sonnenheiligtum des Königs war. Weitere wichtige Beamte werden ebenso mit ihren Ämtern erwähnt.
Neferirkare, obwohl schon im fortgeschrittenen Alter als er die Herrscherwürde übernahm, ließ das größte Königsgrab in der Nekropole von Abusir errichten. Es hat den Anschein, daß sie zuerst als Stufenpyramide mir sechs Etagen geplant war, um sie später zur echten Pyramide umzubauen. Dafür spricht das erhaltene lose Mauerwerk an der Süd- Ostseite, was eindeutig zur Stufenfüllung dienen sollte. Zu erkennen ist, daß man später durch Hinzufügen eines Mauergürtels und einer Verkleidung aus Rosengranit begann die Pyramide zu vergrößern. Die untere Lage scheint verlegt, aber nicht geglättet worden zu sein. Vollendet wurde die Pyramide nie.
Die Pyramide hatte den Namen "Neferirka
re ist eine Seele". Ihre Basislänge war etwa 105m, die Stufenflächen ergeben eine Neigung von 54° Höhe. Wäre sie vollendet worden, hätte sie eine Neigung von 54° und eine Höhe von 72m erreicht.
Der Unterbau war wie bei seinem Bruder Sahure
stark beschädigt. Einen Sarkophag fand man nicht.
Es hat den Anschein, daß der Totentempel hastig beendet wurde. Während der Innentempel mit seinen fünf Statuennischen und der Opferhalle aus Stein war, hat man den Hof und die Eingangshalle aus Lehmziegel und die, wie Lotus- und Knospenstengel geformten Säulen, aus Holz errichtet.
Das Sonnenheiligtum des NeferirkaAre, welches in zeitgenössischer Literatur öfters erwähnt wird als die archäologisch nachgewiesenen und untersuchten Heiligtümer des Userkaf und Niuserre, konnte trotz der Belege für etwa 30 Priester, die in diesem Tempel gedient hatten oder noch gleichzeitig in weiteren Sonnenheiligtümer gedient hatten, noch nicht gefunden werden.
Am Beginn der 1890er Jahre wurden Papyri in den Ruinen in Abusir gefunden, welche eine mit Abstand beste und ausführlichste Quelle über das Sonnenheiligtum des Neferirkare darstellt.
Diese Papyri geben neue Erkenntnisse über die Nekropole von Abusir der späten 5. Dynastie und der sehr frühen 6. Dynastie, in welche diese datiert werden.
Sie berichten von der Umverteilung zwischen den Hauptwirtschaftszentren und den religiösen Zentren und zwar der königlichen Residenz, dem Palast, dem Tempel des Ptah, den Sonnenheiligtümern und den Pyramidentempeln. Sie berichten, daß die Opfergaben für den königlichen Totenkult bevor man sie zu den Pyramidentempeln schickte, erst auf dem Altar des Sonnengottes gelegt wurden. So stellt das Sonnenheiligtum eher das eigentliche Zentrum des königlichen Totenkultes dar, als der Pyramidentempel. Detailliert werden die verschiedenen Speisen, und Gegenstände aufgelistet, die als Opfergaben vorgesehen waren. Auch wird erwähnt, daß es offensichtlich nicht nur in den Pyramidentempeln, sondern auch in den Sonnenheiligtümern Werkstätten und Magazine gab, in denen man die Güter aufbewahrt und verarbeitet hat, bevor sie für den Totenkult benutzte.
Ohne Zweifel gab es auch Archive in den Sonnenheiligtümern, die genaue Hinweise auf den Warenumschlag liefern können.
Über das Sonnenheiligtum des Neferirkare berichten die Papyri von "per-schena iabtej" (die östlichen Lagerhäuser), einer Dienstelle namens "kenbet resejet", einen Raum für ein "Boot der Maat", eine Halle namens "Sedfest-Palast" und was besonders wichtig ist, den "chet net Re" (ein Altar des Re).
Rückschlüsse der Lage des bisher nicht gefundenen Sonnenheiligtums kann man aus den weiteren Berichten ziehen. So wird erwähnt, daß einige Güter mit dem Boot dorthin und zum Pyramidentempel transportiert wurden. Das Wort "cheni" (rudern) beschreibt die Art der Beförderung. Da der Tempel nicht direkt am Wasser lag und aus den Papyri ersichtlich ist, daß für den Transport der Wasserweg benutzt wurde, geht man davon aus, daß das Sonnenheiligtum sich nicht in der unmittelbaren Umgebung der Nekropole von Abusir befand, es wahrscheinlich künstliche Kanäle gab, die es mit dem Pyramidenkomplex verbanden.
Anzumerken wäre noch, daß der Pyramidenkomplex des Neferirka
re durch seinen frühen Tod und seiner kurzen Regierungszeit, keinen Taltempel erhielt. Der Komplex wurde nur eilig von seinen Söhnen und Nachfolgern Neferefre und Niuserre vollendet. So wird angenommen, daß alle Lieferungen über den Taltempel des Niuserre erfolgte.
Auf dem Palermostein wird bezeugt, daß der Tempel mit einem Obelisken, einer Konstruktion für eine Barke an der südlichen Ecke und zwei Ellen langen, kupfernen Barken ausgestattet war.
Wenn dem so ist, hatte man wahrscheinlich die Absicht, dieses Heiligtum auch aus Stein zu errichten und es vermutlich vorerst aus Ziegeln errichtet. Borchardt berichtet von ähnlichen Bauphasen im Sonnenheiligtum des Niuserre
a . Träfe es zu, könnte das Bauwerk größtenteils zerstört sein und ein Grund, warum bis jetzt vergeblich danach gesucht wird.

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