Prädynastische Zeit


Bild: Schulz, Regine und Seidel, Matthias; Ägypten – Die Welt der Pharaonen.

Wandbild aus dem Grab 100 von Hierakonpolis
Naqada IIC-Zeit,
um 3300 v. Chr.; Malerei auf Lehmputz;
Länge 497cm.
In Gräbern der Naqadazeit ist Wandmalerei nur in einem Fall belegt. Auf Stoffen dieser Zeit ist diese Art der Malerei bekannt und man nimmt an, daß diese Art der Dekoration als Vorlage für spätere EdF-Motive diente.

Das gesamte Niltal ist schon in der prädynastischen Zeit Ägyptens von einer Vielzahl kultureller Zentren geprägt. Schon in der vorgeschichtlichen Periode des Neolithikums lassen sich ober- und unterägyptische Kulturbereiche erkennen. Die Funde aus Oberägypten unterscheiden sich wesentlich von den Funden aus Unterägypten, woraus zu schließen ist, daß beide Regionen unterschiedliche Kulturabfolgen charakterisierte.

Der Vergleich ist insofern schwierig, weil in den ausgegrabenen Stätten in Oberägypten überwiegend Friedhöfe freigelegt wurden, während in Unterägypten hauptsächlich Siedlungsreste zu finden waren.
Diese prädynastische Kultur wird auch Nagada-
(oder Negade) Kultur genannt. Den Namen erhielt diese Kultur nach der größten prädynastischen Stätte "Nagada", die etwa 26 km nordöstlich von Luxor am Westufer des Nils gelegen ist. Ende des 19. Jahrhunderts hat der englische Ägyptologe
W. Flinders Petrie (1853-1942) bei dem Ort Nagada einen großen vorgeschichtlichen Friedhof entdeckt. Petrie entdeckte bei diesen Ausgrabungen zwei aufeinander folgende Schichten, die er in Nagada I (ca. 4000 - ca. 3500 v. Chr.) und Nagada II ( ca. 3500 - 3200 v. Chr.) Periode unterschied. Später kam noch eine Nagada III ( ca. 3200 - 3150 v. Chr.) Periode dazu.

Typisch für die Nagada I Periode ist z. B. die rotbraun polierte Keramik mit weißgelber Bemalung. Dargestellt sind zum größten Teil wie sich die Menschen mit ihrer Umwelt auseinander setzen. Die Zeichnungen sind knapp gehalten, meist wie bei den Tieren in knappen Strichen skizziert. Auch tierförmige Gefäße sowie geometrische geformte Schminkpaletten aus Schiefer zum Anreiben von Augenschminke wurden aus dieser Zeit gefunden.

Erste Hinweise auf die für das dynastische Ägypten so grundlegende "Vereinigung der beiden Länder" sind hier zu finden.

Wann und wo es zur Veränderung der Kultur kam, ist nicht sicher auszumachen. Es wird angenommen, daß die Nagada II Kultur geprägt war von Einflüssen aus Vorderasien. Diese neue Kultur überlagerte nicht nur das Gebiet der Negada I Kultur, sondern breitete sich weiter bis nach Oberägypten aus.
Veränderungen sind vor allen an den Keramikfunden zu sehen, dabei fallen besonders Wellenhenkelgefäße auf. Es ist anzunehmen, daß der Übergang friedlich erfolgte, weil Motive von kriegerischen Handlungen und Kämpfen fehlen.

Die Nagada III Periode, die nur kurze Zeit bestand, ist als Schlußphase der vorgeschichtlichen Zeit anzusehen.
Die bemalte Gefäßdarstellung verschwand und man ging zu phantasievollen und formenreichen Steingefäßherstellung über. Ab dieser Zeit kann man erste Bemühungen nachweisen, die Namen der Könige schriftlich festzuhalten, in Form von Tiernamen, wie Elefant, Stier, Fisch, Storch und Canide (Hunde). Hiermit soll wohl die in der Frühzeit empfundene göttliche Überlegenheit des Tieres durch Kraft, Schnelligkeit sowie die Fähigkeit in anderen Elementen überleben zu können ausgedrückt werden.

Neuere Ausgrabungen auf dem vor- und frühgeschichtlichen Friedhof von Minshat Abu Omar im nordöstlichen Nildelta zeigen wertvolle Erkenntnisse zum Beginn der ägyptischen Geschichte.

Die frühesten Gräber dieses Friedhofes werden in die Zeit von Naqade IIc (ca. 3300 v. Chr.) datiert werden. Damit können zum ersten Mal Gräber der oberägyptischen Naqade-Kultur in Unterägypten nachgewiesen werden.

Die gut zu datierenden Funde zeigen auch eine deutliche Verbindung zum bronzezeitlichen Palästina und lassen auf einen intensiven Kontakt der beiden Kulturen schließen.
 

Seit der frühen Naqada-Zeit, ab Naqada IIc/d entwickelte Abydos, Umm el-Qaab, ca. 500 km südlich von Kairo auf dem Westufer gelegen, zum Königsfriedhof der Frühzeit. Er war als Begräbnisplatz der frühesten Könige und des Totengottes Osiris einer der heiligsten Orte Ägyptens.
Im Gegensatz zu den meisten Denkmälern von Abydos, die sich Fruchtlandrand befinden,  wurde diese Königsnekropole Umm el-Qaab etwa 1,5 km weiter westlich in der Wüste errichtet.
Aus diesem sogenannten  Elite-Friedhof eintwickelte sich in der 0.–2. Dynastie Umm el-Qaab schließlich zum Begräbnisplatz der Könige Ägyptens.
Abydos wurde ab dem Mittleren Reich zum Hauptkultort des Totengottes Osiris. Das auch durch die frühzeitliche Entwicklung der Königsnekropole begründet war.
Durch E. Amélineau erfolgten 1895-99 die ersten Ausgrabungen, W.F. Petrie begann 1899-1901 mit erneuter Freilegung und Untersuchnung des Geländes. Nachuntersuchungen erfolgten 1911-12 durch T.E. Peet. In den 60erJahren wertete W. Kaiser die alten Grabungsberichte hinsichtlich der Zuweisung der Gräber und ihrer Bauformen aus. Seit 1977 finden erneut Grabungen durch das  DAI - Kairo statt.
Es laufen Untersuchungen des prädynastischen Friedhofes U mit über 500 Gräbern der Naqada-Zeit (4. Jahrtausend. v.Chr.), darunter eine Reihe von Elite- bzw. Fürstengräbern. Ebenso die Freilegung der Doppelkammergräber der spät-vordynastischen Herrscher, der Grabkomplexe der Könige Aha, Athotis I, Dewen, Semerchet und Qa'a aus der 1. Dynastie sowie der Könige Peribsen und Chasechemui aus der 2. Dynastie, Teiluntersuchungen an der Königskammer des Wadj und den Nebengräbern von Djer.
Die Gräber werden erneut freigelegt, detailliert/ziegelgerecht aufgenommen und soweit erforderlich gesichert und gereinigt. Man erhofft sich dabei  evtl. übersehene Gräber, Deponierungen sowie Spuren von Bauaktivitäten, vielleicht auch noch erhaltene Bestandteile von Grabausstattungen zu finden.

Gleichzeitig zur Grabung erfolgen vollständige Inventarübersichten, auch die über in vielen Museen verteilten Funde von Amélineau, Petrie und Peet. Diese sollen soweit wie möglich erfasst und neu dokumentiert werden.

 
Die Namen mehrer Könige sind entweder nur Bruchstückhaft überliefert, noch nicht verständlich lesbar bzw. fast nichts über diese überliefert.
Ich erwähne nur die überwiegend bekannten Namen aus dem Lexikon der Pharaonen von Thomas Schneider mit teilweise kurzer Info dazu.
 
A - Vor der Dynastie 0
Skorpion I.
Skorpion I. ist der früheste zeitlich bekannte ägyptische König, der in der Naquada IIa2 bezeichneten Epoche lebte. Sein ungewöhnlich großes Grab wurde erst 1988 in Abydos durch das Deutsche Archäologische Institut Kairo unter der Leitung von G. Dreyer entdeckt.
Weitere Informationen zu diesem König sind
hier zu lesen.
B - Dynastie 0
Nu (-Hor)
Nu (-Hor) ist belegt durch Gefäßmarken aus Tura. Er soll schon über ganz Ägypten regiert haben. Der Horusname bedeutet vielleicht "Jäger".
Hathor
 
Der König Hathor ist durch Einritzungen seines Namens auf einem Gefäß aus Tura belegt. Lesung und Deutung des Namens sind unsicher.
Iri (-Hor)
Iri (-Hor) ist durch einen Siegelabdruck aus Zawyet al-Aryan im Norden belegt. Sein Doppelgrab B1-2 liegt in Abydos. Ebenso sind Öllieferungen aus Unterägypten belegt. Die Deutung seines Namens ist umstritten.
Ka (um 3020 v. Chr.) Dem König Ka gehört das Doppelgrab B7.9 in Abydos.
Skorpion II. Die zeitliche Einordnung des Königs Skorpion II. ist umstritten. Eine Darstellung auf einer Keule aus Hierakonpolis, welche den König mit der Weißen Krone aus Oberägypten und einer Hacke in einer Flußlandschaft, vor ihm zwei Gestalten mit einem Korb oder Getreidegarbe zeigt, wird ihm zugeordnet. Ob diese Darstellung einen Landwirtschaftsritus darstellt ist umstritten. Ebenso werden ihm Gefäßaufschriften aus Tarchan zugeordnet.
Narmer (um 3000 v. Chr.) Der König Narmer wird als Nachfolger des Königs Skorpion II. oder des Königs Ka und Vorgänger des Königs der 1. Dynastie Aha (nach G. Dreyer, W. Kaiser und J. von Beckerath) betrachtet.
Weitere Informationen zu diesem König sind
hier zu lesen.
C - weitere Unterägyptische Könige
  • ..pu
  • Seka
  • Iucha
  • Itjiesch
  • Niheb
  • Wenegbu (?)
  • Imichet
  • A???
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