Orakeltempel des Amun

Kartusche des Orakeltempels von Siwa

 

In der Nähe des Ortes Siwa befinden sich die Überreste des Orakeltempels, zu dem Alexander der Große zu Beginn des Jahres 331 v. Chr. reiste, um das Orakel zu befragen.

Auf einem Eselskarren machten wir es uns bequem und ließen uns zu diesem Ort kutschieren

Auf diese Weise lernten wir den Ort Siwa etwas mehr kennen und genossen die herrliche Fahrt auf den Wegen durch die grünen Palmenhainen.
Die Häuser und Grundstücke waren häufig von diesen Lehmmauern umschlossen.

Immer wieder faszinierte mich der Anblick der Esel, die wie Tod da lagen und in der Mittagssonne schliefen.

Als wir ankamen, erzählte uns Hani, unser Reiseleiter etwas von diesem Ort.

Neben Delphi und Dodona zählte dieses Orakel zu den drei größten Orakeln damaliger Zeit.

Ursprünglich war die Oase Siwa die Heimat eines örtlichen libyschen Gottes gewesen, den die Ägypter mit ihrem eigenen Herrn Amun, dem Widdergott und Schöpfer des Universums, identifizierte. Die Riten in Siwa nahmen ägyptische Formen an, und das Orakel erfolgte auf ägyptische Weise.

Bei den Griechen war das Orakel wegen seiner Wahrhaftigkeit berühmt, dies machte Alexander neugierig. Auch  konnte der Besuch des Orakels in mehrfacher Hinsicht für Alexander hilfreich sein. Zum einen als neuer Herrscher von Ägypten erwies Alexander dem ägyptischen Gott Amun seinen Respekt, die seine Herrschaftsposition über Ägypten zusätzlich festigte.
Zum anderen gehörte er dem griechischen Kulturkreis an, so daß ihm die Befragung vor Zeus-Ammon naheliegen mußten.

Und zuletzt stellte dieser Besuch auch eine religiös-kultische Verbindung zu Makedonien her, da hier seit dem späten 5. Jahrhundert ebenfalls ein Ammon-Kult betrieben wurde.

Wahrscheinlich hoffte  Alexander mit Hilfe des über ägyptische Grenzen hinaus anerkannten Orakels in einen Gott verwandelt zu werden und dadurch in etwa die Stellung der ehemaligen Pharaonen einzunehmen und in der griechischen Welt größere Anerkennung zu finden.

Wie stark Alexanders eigene Auffassung von seinem göttlichen Wesen zu dieser Zeit tatsächlich ausgebildet und ob diese Idee in seinem Leben von großer Bedeutung und realem Gewicht war, bleibt ungewiß.

Jedoch wird Alexander, seit der Legitimierung der ägyptischen Königswürde und mit dem Besuch des Amunorakels, eine offenere Bereitschaft dafür gehabt haben, an seine Sohnschaft zu Amun zu glauben und sich selbst als Halbgott zu verstehen, da er sich stets an seinen Vorfahren orientierte und außerdem den Wunsch geäußert haben soll in der Oase Siwa beigesetzt zu werden.

"Wenn ich sterbe, möchte ich hier, und nur hier, begraben sein!", sagte vor mehr als 2000 Jahren Alexander der Große bei seinem historischen Aufenthalt in der geheimnisvollen Oase Siwa, deren Orakel ihn mit seinem Heer durch die Wüste ziehen ließ.

 

Welche Frage Alexander Amun vorlegte und welche Antwort er darauf erhielt, ist ein Geheimnis geblieben. Das Orakel selbst soll aus einem Barkenschrein bestanden haben, welcher im Allerheiligsten des Tempels stand.
In diesem Heiligtum konnte der Fragende dem Orakel seine Fragen stellen, diese mußten so formuliert sein, daß das Orakel nur mit „Ja“ und „Nein“ antworten konnte.
Die Barke bewegte sich und je nachdem wie der Bug sich bewegte, nach oben oder unten, bedeutete es „Ja“ oder „Nein“.

Erst später hat man die Lösung gefunden, wie das Orakel funktionierte.
Es gingen nämlich vom Allerheiligsten zwei unsichtbare Gänge nach oben auf das Dach. Ebenso befanden sich kleine Schachtförmige Öffnungen im oberen Teil der Wände. Das Dach war außerdem mit einer mannshohen Mauer umgeben.
Dort stiegen die Priester hinauf und konnten durch die Öffnungen im Raum die Fragen des Besuchers hören und so durch bestimmte Technik bestimmen, in welche Richtung sich die Barke sich bewegen soll.

Neben dem Tempel lagen westlich die Palastanlagen des Oasenkönigs und in der Nordostecke wahrscheinlich der Frauenbezirk für die Königin und den Harem, im Südosten davor die Priesterwohnungen und Kasernen.
Die Ruinen breiten sich heute über den Tempelberg des ausgestorbenen Ortes Aghurmi aus.

Wohl wegen der abseitigen Lage wurden Grabungen größeren Stils des Ortes noch nicht unternommen.

 

Auch nicht weit entfernt von dem Ort Siwa befindet sich der "Hügel der Toten", der Gebel el-Mota.

Diesen Ort haben wir auch besichtigt, davon mehr auf der nächsten Seite ...       weiter

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