Ägypten im Kunsthistorischen Museum Wien

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Sarkophag des Nes-schu-tefnut
gefunden in Sakkara in einer Grabkammer am Fuß eines etwa 29m tiefen Grabschacht, etwa 1500m nordöstlich der Stufenpyramide von Djoser.
Frühptolemäisch, etwa um 300 v. Chr.
 

Wanne:
Metaamphibolit mit Apatit
(dieses ist ein Vulkangestein von einer bestimmten Stelle am 1. Katarakt bei Assuan. Die tiefen schwarzen und hellen Flecken auf diesem Gestein ist das Ergebnis des komplexen vulkanischen Geschehens).

Deckel:
Granodiorit
Länge: 290 cm

Nes-schu-tefnut war Schreiber des gesamten königlichen Rechnungswesen.  
Sein Sarkophag wurde 1851 durch den Generalkonsul Anton von Laurin entdeckt und 1854 durch den Generalkonsul Christian von Huber erworben.
Die Form des Sarkophages ist eine Kompromißform aus zwei bekannten Sarkophagtypen. Diese Sarkophagtypen hatten entweder die Gestalt einer Mumienform, oder eine archaische Hausform mit Tonnengewölbe, hochgezogenen Frontmauern und vier Eckpfeilern. Dieser hier hat keine Mumiengestalt, verjüngt sich aber zum Fußende hin und das Kopfende ist abgerundet. Der Deckel weist nicht die typische Form des Haussarges auf, obwohl sein Deckel ähnlich wie diese gewölbt ist.
Das Unter- und Oberteil des Sarkophages ist geglättet und mit erstklassig gearbeitete Reliefs und hieroglyphischen Inschriften versehen.
Auf der Außen- und Innenseite ist die Nachtfahrt der Sonne, die den Tod und die Auferstehung versinnbildlicht, eines von den Hauptthemen.
Auf der Innenseite des Deckels ist die Göttin Nut dargestellt, die sich über die Mumie spannt. Sie versinnbildlicht den Tod und die Auferstehung darin, daß sie am Abend die Sonne verschlingt und am Morgen wieder gebiert. Umgeben ist sie vom Sternenhimmel und 12 Sternen der Nachtstunden in menschlicher Form. Die Göttin des Westens, die den Leib des Verstorbenen aufnimmt, befindet sich auf dem Boden. Sie stellt die Personifizierung der Nekropole dar und ist zugleich eine Erscheinungsform des Totenreiches, der Unterwelt.
An den inneren Seitenwänden ist Nephthys an Stelle der Isis getreten, sie breitet schützend um die Mumie ihre Schwingen aus und vertreibt mit ihrer göttlichen Zaubermacht die vernichtenden Kräfte des Jenseits. Der hieroglyphische Text der Nephthys umgibt ist aus dem Buch "Amduat" und gibt in veränderter Form die 7. Nachtstunde wieder.
Die sonstigen Symbole sind ebenso für den Schutz des Toten da, wie Osiris in Gestalt eines liegenden Schakals, das Horusauge, die Kanopengötter (Horussöhne) sowie die vier Schützgöttinnen Nephthys, Isis, Neith und Selkis.

Auf der Außenseite des Deckels befindet sich ein Relief mit einen eindrucksvollen Bild des Seelenvogels in Gestalt eines Falken mit Menschenkopf. Texte des "Totenbuches" bedecken den Deckel auf der Ober und Stirnseite .
Das Totenbuch enthält
eine Sammlung von Zaubersprüchen, die oft aus den älteren Sarg- und Pyramidentexten stammen.
Teilweise wurde der Wortlaut auf Papyri geschrieben und neben die Toten gelegt. Seit der frühen 18. Dynastie sind die ersten Totenbücher zu finden.

Die Außenseiten des Sarkophages behandeln in bildlicher Darstellung Szenenausschnitte aus dem "Buch der Erde". Dieses Buch beinhaltet religiöse Texte aus der 20. Dynastie und beschreibt die nächtliche Reise der Sonne.
An der Kopfseite schwebt eine Sonne, von der ein Stern (die Stunde) herab sinkt, während am Fußende die Vorrede zur ersten Nachtstunde des Pfortenbuches durch bildliche Darstellung zitiert wird.

Das Pfortenbuch ist eine geographische Beschreibung des Jenseits und beschreibt die Tore, welche von feuerspeienden Schlangen bewacht werden, durch welche der Verstorbene schreitet und bestimmte Texte rezitieren muß.
Zu sehen ist die Sonnenbarke, in welcher die käfergestaltige Morgensonne dem Tag entgegen reist und von einer geringelten Schlange umgeben ist sowie auch schützende Götter "Wissen" und "Zauber" die neben ihr stehen. Darunter knien zwei Wesen vor einem Stab mit Widderkopf, welcher das Symbol der Abendsonne ist, zwischen den Wüstenbergen des Horizonts. Der Widderstab soll das göttliche Wesen der Sonne darstellen. So wird auch hier der Abend und der Morgen mit Tod und Geburt gleichgesetzt.
Mit Texten aus dem "Höhlenbuch" sind die Seitenflächen ausgestattet. In diesen Buch wird das Jenseits als Höhlen dargestellt, über die der Sonnengott sich hinwegbewegt. Es enthält zum Unterschied zum Pfortenbuch und Amduat viele Reden des Sonnengottes an die Wesen im Jenseits und betont dabei die enge Verbundenheit mit der Erde zu den Göttern. Zu finden ist es seit der frühen 19. Dynastie und gehörte seit der 19./20. Dynastie zum Standartdekoration, besonders in den Königsgräbern.
Auf dem Foto (oben links, 2. Reihe) ist ein Abschnitt dargestellt aus der Beschreibung der Sonnenfahrt durch die Unterwelt. Zu sehen sind zwei menschliche Gestalten mit erhobenen Armen, zwischen Ihnen befindet sich ein Götterstab mit Widderkopf und daneben der Widderköpfige Sonnengott der sich  über den tief schwebenden Sonnenball beugt. Weiterhin erkennt man vier welsartige Wesen, die eine Schnur waagrecht halten, der Erdgeist Aker ist über ihnen gebeugt, hält ein Ei in den Händen und spricht: "Ihr Welsgötter, die das Geheimnis eures Erdbewohners empfangen habt, ich lasse eure Seelen atmen! Wenn NN eintritt, lasse ich seine Seele atmen..."
Auf der anderen Seite wird Osiris dargestellt, der im Tod seinen Sohn Horus zeugt, auch hier wieder symbolisch Tod und Geburt.
 

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